Warum hat der Darm bei uns in der Praxis so eine zentrale und wichtige Rolle?
Der eine oder andere Patient oder Leser unseres BLOG wird sich vielleicht gefragt haben warum wir bei den verschiedensten gesundheitlichen Problemen oder Erkrankungen immer wieder den Darm in den Vordergrund der Behandlung stellen. Dazu gibt es ein altes chinesisches Sprichwort „Der Tod sitzt im Darm“ oder wie Hippokrates es nannte „Der Darm ist der Vater allen Trübsal“. Man findet jede Menge Zitate zum Thema Darm. Wir in der Praxis sind der Meinung dass die „Gesundheit im Darm beginnt“ bzw. ohne einen gesunden Darm ist keine nachhaltige Gesundheit und Heilung möglich. Dies ist der Grund warum der Darm eine zentrale Rolle bei uns in der Praxis hat.
Wenn wir uns ein „Darmproblem“, das in der heutigen Zeit immer mehr Menschen betrifft, etwas genauer ansehen, dann wird schnell klar warum der Darm für viele Beschwerden und Erkrankungen diese zentrale Rolle spielt. Die Rede ist vom „Leaky-Gut-Syndrom“
„Leaky Gut“ beschreibt einen undichten Darm. Der Darm jedoch ist das Organ, welches in vielen verschiedenen Wechselbeziehungen zu unseren anderen Organen steht. Nicht nur zu den restlichen Verdauungsorganen, sondern wie die Wissenschaft der letzten Jahre herausgefunden hat auch zu unserem Gehirn und somit auch zu unseren Emotionen und Gefühlen. Die Verbindung von Darmschleimhaut und Darmflora kann durch verschiedene Faktoren wie Umwelt, Medikamente, Nahrung und Stress gestört werden. Ist das Gleichgewicht erst einmal gestört wird die Darmwand durchlässig und es entsteht ein „Leaky Gut“.
Unser Körper hat verschiedene semipermeable Schutzschichten (teildurchlässig), die ihn zur Außen- oder Innenwelt (Darm) abgrenzen. Dazu zählen die Haut mit ihren 2 qm, die Lunge mit über 100 qm und der Verdauungstrakt mit mehr als 500 qm. Jedes der Organe hat die Aufgabe vor Krankheitserregern zu schützen und kontrollierte notwendige Stoffe durchzulassen.
Die Darmwand ist für die Nährstoffaufnahme aus den zerlegten Nahrungsbestandteilen durchlässig, jedoch schützt sie vor Bakterien, Viren, Pilzen, Umweltschadstoffen und unverdauten Nahrungsbestandteilen. Deshalb ist die Durchlässigkeit sehr gut geregelt. Die Wichtigkeit dieses ausgeklügelten Systems erkennt man auch daran, dass 80% unserer Immunzellen im Darm sitzen und über 90% des Serotonin (Glückshormon) im Darm gebildet wird.
Meist beginnt die Entstehung eines „Leaky Gut“ durch Antibiotika, Fehlernährung (Getreide, Fleisch, Zucker), Alkoholkonsum (da reicht schon eine kleine tägliche Menge), Schmerzmittel und Stress, aber auch sehr intensiver Sport führt zu einer Schädigung der Darmbarriere.
Eine Dysbiose der Darmflora (Ungleichgewicht der Bakterien) entsteht und wenn diese erst über längere Zeit anhält können sich Pilze oder pathogene Keime ausbreiten und die Darmschleimhaut schädigen. Durch die entstandenen Schäden gelangen Bakterien, unverdaute Nahrungspartikel (Eiweiße die nicht komplett in Aminosäuren zerlegt sind), Antinährstoffe wie Lectine, Gliadine, Sponine in das Körperinnere. Das Immunsystem wird aktiviert und löst als „normale“ Immunreaktion chronische leichte Entzündungen aus (silent inflamation). Durch diese Entzündungsreaktion wird längerfristig der Körper und das Immunsystem geschwächt und chronische Krankheiten können entstehen.
Nachfolgende Erkrankungen stehen mit einer durchlässigen Darmbariere in Zusammenhang:
Hashimoto, Multiple Sklerose, Psoriasis, Neurodermitis, Allergien, Asthma, Zöliakie, chronisches Ermüdungssyndrom, Diabetes, Alzheimer, Rheumatoide Arthritis, Depressionen, Morbus Bechterew, Colitis Ulcerosa, Morbus Crohn und verschiedene Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Die Symptome zu Beginn sind nicht immer „darmspezifisch“, sie können sein:
Antriebslosigkeit, Chronische Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, Schlafprobleme, Hautprobleme, Verstopfung, Durchfall, Blähungen, Völlegefühl.
Die Diagnose eines „Leaky Gut“ erfolgt mittels verschiedener Laborparameter aus der Stuhluntersuchung.
Nach erfolgter Diagnose steht zuerst der Aufbau der Barrierefunktion und das Wiederherstellen einer ausgeglichenen Bakterienflora auf dem Plan. Die Ernährung wird analysiert und schädliche Nahrungsmittel durch gesunde ersetzt. Wir bitten unsere Patienten in der Regel um ein Ernährungsprotokoll über einen Zeitraum von ein paar Tagen um einen Einblick in die Auswahl der Nahrungsmittel zu erhalten.
Gerne bekommen Sie bei uns auch einen Termin zur Ernährungsberatung. Die Ernährung ist einer der wichtigsten Faktoren wenn es um die Gesunderhaltung des Darmes geht.
„Deine Nahrungsmittel seien deine Heilmittel“ (Hippokrates)
Jedoch gehören auch je nach Befund die richtig ausgewählten Pro- und Präbiotikas zur Therapie, ebenso bestimmte Substanzen und wichtige CoFaktoren die zur Reparatur der Darmbarriere notwendig sind.
Wenn Sie mehr über den Zustand Ihres Darmes wissen möchten empfehlen wir Ihnen unseren Frühjahrscheck oder eine Grundstuhluntersuchung.